In der Nase hat er Algen und Rotfedern, Hering und Salz. Im Gesicht den Wind aus Nordwest. In den Ohren das Knirschen des Sandes unter Pfoten und Gummistiefeln, den großen olivfarbenen und den kleinen in rot. Auf dem Kopf hat er den blauen Beanie. Und im Kopf die Frage, wie es nach dem Urlaub wohl weitergeht. In der Hand hält er den Stock aus Treibholz. Er holt aus und wirft ihn im weiten Bogen in die Wellen. Die Pfoten laufen hinterher.
„Was ist da hinten?“ hört er die kleine Stimme neben sich. „Das ist ein Fischkutter.“
„Und dahinter?“ - „Das ist eine Fähre.“
„Und dahinter?“ - „Da ist das Meer.“
„Und dahinter? - „Da ist Schottland.“
„Das kann ich gar nicht sehen.“ - „Das ist ja auch hinter dem Horizont.“
„Kannst du das sehen?“ - „Nein. Aber ich weiß, dass das da ist.“
Das Treibholz ist mitsamt Hund wieder da und setzt sich erwartungsvoll vor die vier begummistiefelten Füße. „Jetzt werfe ich mal.“ sagt die kleine Stimme und läuft mit dem Stöckchen in der Hand in Richtung Meeressaum.
„Wie die Zukunft wohl aussieht …“ denkt er wieder. „Wenn ich das doch nur kurz mal sehen könnte.“ Dann geht sein Blick in die Meeresweite. Richtung Horizont. Und denkt eine Moment lang an Schottland. „Sehen kann ich das nicht,“ denkt er, „aber geben tut es das. Und es soll ja sehr schön sein.“
Denn ich weiß, was ich mit euch vorhabe, sagt Gott.
Ich habe Pläne des Friedens und nicht des Unheils. Ich will euch Zukunft und Hoffnung schenken.
Die Bibel, Jeremia 29,11
Einen Herbst randvoll mit Zukunft und Hoffnung wünscht Wiebke Vielhauer
Wir freuen uns über die Taufe von Jamin! Am kommenden Sonntag im Gottesdienst in Ebergötzen. Für die, die lieber länger frühstücken, gibt es den 11-Uhr-Gottesdienst in Waake. Beides mit Pastorin Karin Klement. Herzlich willkommen!
Das hatten wir nicht erwartet. Wandern auf einer Insel war geplant, mit festen Schuhen an den Füßen bergauf und bergab auf steilen Wegen. Heiße Sonnenstrahlen auf dem Kopf, weil der Äquator hier näher ist als zuhause. Weite Blicke werfen über Meer und Himmel in schier endloser Ferne. Die Natur wollten wir erleben, in vollen Zügen die sichtbare Schönheit von Gottes Schöpfung genießen. In den Ohren das Krächzen von inseltypischen Krähen, leises Rascheln der Eidechsen, wenn sie durch Bananenplantagen huschen. Den feuchten Duft urwaldähnlicher Lorbeerwälder wollten wir schnuppern – nicht Asche, die sich aus dunklen Wolken ergießt.
Stattdessen – aus sicherer Entfernung auf einem Berg, an dessen Hang unser Ferienhaus steht, – ein dauerhaftes Grummeln wie an- und abrollendes Gewitter. Tagsüber verhüllen schwarze Wolken kilometerweit die Sicht ins Tal. Nachts glühen explodierende Feuerstürme, die Fels- und Lavabrocken hunderte Meter weit hochschießen. Lavaströme, etwa tausend Grad heiß, wälzen sich langsam, aber unerbittlich ins Tal, bis sie im Meer eine neue Landzunge bilden. Mit dem Fernglas erkennen wir, wie Strommasten, noch bevor die Lava sie erreicht, wie Streichhölzer in Brand geraten. Gebäude werden von meterhohen Geröllmassen zermalmt; ein Kirchturm geht in Flammen auf.
Der Vulkanausbruch auf dem Cumbre vieja von La Palma gilt nur als kleines Ereignis von den vielfältigen Möglichkeiten unserer Erde, ihre gewaltigen Kräfte zu zeigen. Doch er nötigt uns Respekt ab, Staunen und Ehrfurcht. Wie groß muss erst jener Schöpfer sein, der diese Erde als Spielball seiner Schöpfung freundlich und beeindruckend mächtig zugleich gestaltet.
Am kommenden Sonntag lädt Prädikantin Ute Fiuza zum Gottesdienst in die St. Petri-Kirche in Landolfshausen ein. Platz ist genug, alle sind willkommen! Kommt rein und tankt auf!
„Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet“, sagte Jesus zu seinen Zuhörern. (Matthäusevangelium 6,25)
Heute am Erntedankfest haben diese Worte einen ganz besonderen Klang. Vor allem, wenn wir in unseren Kirchen die Erntegaben bewundern können. Hierzulande brauchen wir uns wirklich nicht um die Nahrung zu sorgen.
Bei Matthäus heißt es weiter: „Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?“
Diese Frage, liebe Lesende, überhören wir so gerne. Doch gerade in diesem Jahr beschäftigt sie mich ganz besonders. Warum denken wir am Erntedankfest fast ausschließlich an die Früchte der Felder? Das ist wichtig – und der Dank an die Landwirte, die für uns säen und ernten, sollte nicht nur heute ausgesprochen werden.
Doch auch über die „Ernte unseres Lebens“ lohnt es sich nachzudenken. Auch hier finden wir Köstlichkeiten. Manches Mal steckt aber auch der Wurm drin. Und dann kann es auch passieren, dass die Ernte schlecht ausfällt. Wir zehren dann von der Ernte vergangener Jahre. Und vom Eingemachten.
Wie gut, dass wir in jeder Zeit der Missernte darauf hoffen dürfen, dass Gott uns wieder bessere Erträge schenken wird.
Abendsonne, Butterbrezeln, Schokoeis, Gelassenheit, Pfannkuchen, ... wofür bist du dankbar? Am kommenden Wochenende feiern wir Erntedank. Mit traditionellen Gottesdiensten in Falkenhagen , Ebergötzen und Landolfshausen. Und mit dem Posaunenchorjubiläum am Sonntag um 16 Uhr in Wangenheims Park in Waake. Herzlich willkommen!
Der Posaunenchor Waake-Bösinghausen feiert am Sonntag, 3. Oktober, sein 120-jähriges Bestehen. Für die Mitglieder wird es zunächst einen Bläser-Workshop unter der Leitung von Kreisposaunenwart Christoph Rüling geben und um 16:00 Uhr sind alle Interessierten eingeladen am Festgottesdienst mit der kommissarischen Superintendentin Wiebke Vielhauer auf dem Rittergut Wangenheim, Burgstr. 2, 37136 Waake (bei schlechtem Wetter: Gemeindesaal, Hacketalstr. 5 a, 37136 Waake) teilzunehmen. Auch eine Delegation des Posaunenchors Frankenberg (Sachsen) wird erwartet.
Gegründet wurde der Bläserchor 1901 als „Kirchlicher Posaunenverein zu Waake“ durch Pastor Christian Theodor Wilhelm Drömann. Die zwölf Gründungsmitglieder probten unter der Leitung von Militärmusiker August Rosenplänter. Im Juli 1906 gaben sie zwei Konzerte in Duderstadt und in der Knochenmühle in Göttingen, was 70 km Fußmarsch bedeutete. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es eine längere Pause. Erst 1920 wurde der Chor unter Pastor Parisius, wieder mit August Rosenplänter neu gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es erneut eine Pause bis zur Wiederbelebung 1951. Die Zahl der Bläser:innen schwankte zwischen sieben und 25. Von 1983 bis 2014 leitete Dieter Sandau den Chor. Die Jungbläserarbeit wurde ausgebaut, Bläserfreizeiten u. a. auf Burg Ludwigstein, dem Hohen Meißner und in Fürstenberg, wurden durchgeführt und die Musiker:innen nahmen an Sprengelposaunenfesten, Landesbläsertreffen und Kirchentagen teil. Mit dem Posaunenchor der sächsischen Gemeinde Frankenberg besteht seit DDR-Zeiten eine Partnerschaft. 1987 gab es einen gemeinsamen Auftritt in Frankenberg und nach der Grenzöffnung mehrere gegenseitige Besuche und Begegnungen u. a. auf dem Bundesposaunenfest. Seit 2014 leitet Dr. Hermann Martens den Posaunenchor Waake-Bösinghausen, der aus acht bis dreizehn aktiven Musiker:innen besteht. Der jüngste ist 20, der älteste 71 Jahre alt. Highlights der jüngsten Vergangenheit waren 2016 die Teilnahme am Bundesposaunenfest in Dresden, 2017 die Fahrt mit dem Kreisposaunenchor nach Wittenberg zu 500 Jahren Reformation und das Landesposaunenfest in Leer 2018.
Corona hat auch vor dem Posaunenchor Waake-Bösinghausen nicht halt gemacht. Nicht nur, dass viele Proben und Konzerte ausfielen, auch auf die Anzahl der Musiker:innen hatte die Pandemie Auswirkungen. War es schon vorher schwierig, die abnehmende Mitgliederzahl durch altersbedingten Austritt zu kompensieren, ist von der Nachwuchsgruppe von vier Grundschüler:innen jetzt nur noch eine Spielerin übrig. Aber es gab auch positive Erlebnisse. In der Coronazeit haben zahlreiche Freiluftgottesdienste rund um die Waaker Kirche, auf dem Rittergut Wangenheim, an der Luthereiche in Radolfshausen und am Seeburger See stattgefunden, erinnert sich Leiter Dr. Herrmann Martens. „Da die Blechinstrumente, Trompeten, Posaunen, Euphonium; vakant sind derzeit Flügelhorn und Tuba, ideal geeignet sind, draußen musiziert zu werden, konnten wir fast durchgehend outdoor aktiv bleiben. Zum Teil haben wir draußen geprobt oder in Kleingruppen, sobald es erlaubt war. Die Kirchengemeinde Waake hat zahlreiche Gottesdienste draußen abgehalten, bei denen wir musiziert haben: Konfirmationen am Seeburger See, Volkstrauertag, Advent, Heiligabend oder Ostermorgen.“
Diese besondere Atmosphäre wird auch beim Jubiläum zu spüren sein, ist sich Martens sicher. Er freut sich, dass der Chor schon so lange besteht. „Ich bin stolz, dass wir eine so alte Tradition fortsetzen können. Spannend ist es, dass Menschen so unterschiedlichen Alters und aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen zusammenkommen und mit ihren Instrumenten gemeinsam das Wort Gottes weitertragen. In der Zeit der Coronalockdowns war es immer ein tolles Zeichen des Trostes, wenn wir gemeinsam an der frischen Luft spielen konnten.“ Jeanine Rudat
Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (1. Johannesbrief 5,4)
Wenn ich all das sehe, was in unserer Welt passiert – Kriege, die immer irgendwo stattfinden, Menschen, die allein zurückgelassen werden, Kinder, die nicht genug zu essen haben, und all die persönlichen Schicksale, die vor unseren Augen stattfinden: Eine schlimme Erkrankung, ein Kind, das aus dem Leben gerissen wird, eine Mutter, der die Kraft ausgeht. Besonders, wenn es mich persönlich trifft, gibt es Tage, an denen mein Glaube zu schwinden droht.
Und dann kommt der Schreiber des ersten Johannesbriefes daher und behauptet, dass der Glaube der Sieg ist, der diese unsere Welt überwinden kann.
Mein Glaube? Dass mein Glaube das überwinden kann, was mich persönlich belastet?
Kann ich das glauben? Ja, ich kann!
Denn glauben heißt für mich nicht „nicht wissen“, sondern glauben bedeutet für mich die Ahnung des „darüber hinaus“. Was mich darauf vertrauen lässt? Es ist das Licht, das in der tiefsten Dunkelheit durch irgendeine Ritze fällt und mein Herz aufleuchten lässt. Ich nenne es Gottes Hand, die mich hält und führt und mir hilft, die Dunkelheit der Welt zu überwinden.
Die Terrinen mit der Hochzeitssuppe werden hinausgetragen. Unter Geklapper wandern Löffel und Teller hinterher. Auf den Tischen strahlen die Kerzen mit Sträußen violett glühender Fetter Henne um die Wette - liebevoll gesteckt von den Händen seiner Frau.
Sein Teelöffel lässt das Weinglas klingen. „So, nun will ich euch ein bisschen erzählen, was ich erlebt habe. 80 Jahre sind ja eine lange Zeit. Und für mich ist das heute ein Tag großer Dankbarkeit.“ Und dann erzählt er. Vom Aufwachsen in der Nachkriegszeit. Als vorletzter Spross einer bäuerlichen Großfamilie. Von der liebevoll beharrlichen Mutter. Wie sie dafür sorgte, dass er gemeinsam mit zwei seiner Schwestern die Realschule der nahen Kleinstadt besuchen durfte. Vom Kindheitstraum, Förster zu werden - und von einem Berufsleben zwischen Eichen und Kiefern, Muffelwild und Rothirschen, Pfifferlingen und Heide. Vom Glück, im Posaunenchor zu spielen - und in der Jagdhorngruppe. Von jugendlichen Eskapaden in der Lehrzeit. Und vom fröhlichen Ankommen im Familienleben.
Dass er seine erste Frau verlor, als sie erst Mitte 40 war, das wissen alle Gäste. Dass er bei Waldbränden selbst in Gefahr war, dass er einen schweren Unfall hatte, der auch anders hätte ausgehen können, nur manche. Und dennoch scheint Gottes Segen durch jedes seiner Knopflöcher. Flutet den Raum mit Dankbarkeit. Auch der, dass Gottes Sonne selbst in der Tiefe strahlt - und den Müden trägt.
Nach sieben Minuten zupft ihn seine Frau am Ärmel: „Die Filets werden auf den Punkt gebraten. Nun komm du auch zum Punkt. Sonst werden sie trocken und schmecken nicht.“ Und dabei ist er erst bei 1972 angelangt … „Erzähl doch nach dem Hauptgang weiter“, ruft einer der Gäste. Und er lächelt.
Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild. Der Herr gibt Gnade und Ehre.
Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. Psalm 84,12
Einen September voll Sonne und Segen wünscht Wiebke Vielhauer