Der Posaunenchor Waake-Bösinghausen feiert am Sonntag, 3. Oktober, sein 120-jähriges Bestehen. Für die Mitglieder wird es zunächst einen Bläser-Workshop unter der Leitung von Kreisposaunenwart Christoph Rüling geben und um 16:00 Uhr sind alle Interessierten eingeladen am Festgottesdienst mit der kommissarischen Superintendentin Wiebke Vielhauer auf dem Rittergut Wangenheim, Burgstr. 2, 37136 Waake (bei schlechtem Wetter: Gemeindesaal, Hacketalstr. 5 a, 37136 Waake) teilzunehmen. Auch eine Delegation des Posaunenchors Frankenberg (Sachsen) wird erwartet.
Gegründet wurde der Bläserchor 1901 als „Kirchlicher Posaunenverein zu Waake“ durch Pastor Christian Theodor Wilhelm Drömann. Die zwölf Gründungsmitglieder probten unter der Leitung von Militärmusiker August Rosenplänter. Im Juli 1906 gaben sie zwei Konzerte in Duderstadt und in der Knochenmühle in Göttingen, was 70 km Fußmarsch bedeutete. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es eine längere Pause. Erst 1920 wurde der Chor unter Pastor Parisius, wieder mit August Rosenplänter neu gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es erneut eine Pause bis zur Wiederbelebung 1951. Die Zahl der Bläser:innen schwankte zwischen sieben und 25. Von 1983 bis 2014 leitete Dieter Sandau den Chor. Die Jungbläserarbeit wurde ausgebaut, Bläserfreizeiten u. a. auf Burg Ludwigstein, dem Hohen Meißner und in Fürstenberg, wurden durchgeführt und die Musiker:innen nahmen an Sprengelposaunenfesten, Landesbläsertreffen und Kirchentagen teil. Mit dem Posaunenchor der sächsischen Gemeinde Frankenberg besteht seit DDR-Zeiten eine Partnerschaft. 1987 gab es einen gemeinsamen Auftritt in Frankenberg und nach der Grenzöffnung mehrere gegenseitige Besuche und Begegnungen u. a. auf dem Bundesposaunenfest. Seit 2014 leitet Dr. Hermann Martens den Posaunenchor Waake-Bösinghausen, der aus acht bis dreizehn aktiven Musiker:innen besteht. Der jüngste ist 20, der älteste 71 Jahre alt. Highlights der jüngsten Vergangenheit waren 2016 die Teilnahme am Bundesposaunenfest in Dresden, 2017 die Fahrt mit dem Kreisposaunenchor nach Wittenberg zu 500 Jahren Reformation und das Landesposaunenfest in Leer 2018.
Corona hat auch vor dem Posaunenchor Waake-Bösinghausen nicht halt gemacht. Nicht nur, dass viele Proben und Konzerte ausfielen, auch auf die Anzahl der Musiker:innen hatte die Pandemie Auswirkungen. War es schon vorher schwierig, die abnehmende Mitgliederzahl durch altersbedingten Austritt zu kompensieren, ist von der Nachwuchsgruppe von vier Grundschüler:innen jetzt nur noch eine Spielerin übrig. Aber es gab auch positive Erlebnisse. In der Coronazeit haben zahlreiche Freiluftgottesdienste rund um die Waaker Kirche, auf dem Rittergut Wangenheim, an der Luthereiche in Radolfshausen und am Seeburger See stattgefunden, erinnert sich Leiter Dr. Herrmann Martens. „Da die Blechinstrumente, Trompeten, Posaunen, Euphonium; vakant sind derzeit Flügelhorn und Tuba, ideal geeignet sind, draußen musiziert zu werden, konnten wir fast durchgehend outdoor aktiv bleiben. Zum Teil haben wir draußen geprobt oder in Kleingruppen, sobald es erlaubt war. Die Kirchengemeinde Waake hat zahlreiche Gottesdienste draußen abgehalten, bei denen wir musiziert haben: Konfirmationen am Seeburger See, Volkstrauertag, Advent, Heiligabend oder Ostermorgen.“
Diese besondere Atmosphäre wird auch beim Jubiläum zu spüren sein, ist sich Martens sicher. Er freut sich, dass der Chor schon so lange besteht. „Ich bin stolz, dass wir eine so alte Tradition fortsetzen können. Spannend ist es, dass Menschen so unterschiedlichen Alters und aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen zusammenkommen und mit ihren Instrumenten gemeinsam das Wort Gottes weitertragen. In der Zeit der Coronalockdowns war es immer ein tolles Zeichen des Trostes, wenn wir gemeinsam an der frischen Luft spielen konnten.“
Jeanine Rudat
Jeanine Rudat