Urlaub am Vulkan
Das hatten wir nicht erwartet. Wandern auf einer Insel war geplant, mit festen Schuhen an den Füßen bergauf und bergab auf steilen Wegen. Heiße Sonnenstrahlen auf dem Kopf, weil der Äquator hier näher ist als zuhause. Weite Blicke werfen über Meer und Himmel in schier endloser Ferne. Die Natur wollten wir erleben, in vollen Zügen die sichtbare Schönheit von Gottes Schöpfung genießen. In den Ohren das Krächzen von inseltypischen Krähen, leises Rascheln der Eidechsen, wenn sie durch Bananenplantagen huschen. Den feuchten Duft urwaldähnlicher Lorbeerwälder wollten wir schnuppern – nicht Asche, die sich aus dunklen Wolken ergießt.
Stattdessen – aus sicherer Entfernung auf einem Berg, an dessen Hang unser Ferienhaus steht, – ein dauerhaftes Grummeln wie an- und abrollendes Gewitter. Tagsüber verhüllen schwarze Wolken kilometerweit die Sicht ins Tal. Nachts glühen explodierende Feuerstürme, die Fels- und Lavabrocken hunderte Meter weit hochschießen. Lavaströme, etwa tausend Grad heiß, wälzen sich langsam, aber unerbittlich ins Tal, bis sie im Meer eine neue Landzunge bilden. Mit dem Fernglas erkennen wir, wie Strommasten, noch bevor die Lava sie erreicht, wie Streichhölzer in Brand geraten. Gebäude werden von meterhohen Geröllmassen zermalmt; ein Kirchturm geht in Flammen auf.
Der Vulkanausbruch auf dem Cumbre vieja von La Palma gilt nur als kleines Ereignis von den vielfältigen Möglichkeiten unserer Erde, ihre gewaltigen Kräfte zu zeigen. Doch er nötigt uns Respekt ab, Staunen und Ehrfurcht. Wie groß muss erst jener Schöpfer sein, der diese Erde als Spielball seiner Schöpfung freundlich und beeindruckend mächtig zugleich gestaltet.
Mit herzlichen Grüßen, Ihre/Eure Karin Klement