DRAUSSEN
„Menschen, die irregingen auf ungebahnten Wegen und fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten“ Sind das die, die über das Mittelmeer kommen? Oder sind es die, die vor geschlossenen Grenzen ausharren? - Heute? Nein, es ist die Beschreibung von Schicksalen weit vor unserer Zeitrechnung aber doch so nahe! Das obige Zitat stammt aus dem Psalm 107,3.
Menschen draußen – von wo sie auch kommen mögen. Dieses Bild nimmt Jesus auf, wenn der Wochenspruch ihn zitiert: „Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“
Sie sind es, die vor allem eingeladen sind. Aus aller Herren Länder. Welcher Hautfarbe auch immer. Welcher Religion auch immer. Alle brauchen Hilfe, brauchen Annahme und Aufnahme.
Das Gefühl, draußen zu sein – nicht nur bei Menschen aus anderen Ländern. Vielmehr ergreift es uns selbst, wenn wir ausgeschlossen werden. Ausgeschlossen aus der Arbeitsstelle oder aus der Klassengemeinschaft. Ausgeschlossen, wenn wir gesagt bekommen: Dazu bist du zu alt – das verstehst du nicht. Oder wenn wir niemanden finden, der uns ernst nimmt mit unserer Angst.
„Draußen“ - in dieser Zeit so oft verbunden mit dem „Drinnen“, wenn wir die Quarantäne einzuhalten haben. Kein Kontakt zu Freunden. Keine Umarmung. Kein Besuch unserer Lieben im Krankenhaus. „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Matthäus 11, 28) Der Satz, der sehr eindringlich sagt, wie Jesus sich selbst versteht. Er ist besonders für die da, die sich nicht in Sicherheit befinden, die Angst haben, die draußen sind. Er verspricht nicht, ihre Schwierigkeiten wegzuzaubern. Aber er verspricht ihnen, ihre Last zu erleichtern und ihnen Gutes zu tun.
Im Vertrauen darauf mögen wir durch dieses Jahr gehen, Tag für Tag, in frohen wie in schweren Zeiten. Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen Ihr Pastor in Ruhe Wolfgang Schäfer