Wann handele ich gerecht?
Wenn ich den Euro, den mir die Kassiererin im Supermarkt zu viel herausgegeben hat, zurückgebe? Wenn ich dem Bettler am Straßenrand ein paar Euro in den Hut werfe, weil ich ja mehr habe als er? Wenn unsere Enkelkinder die leckere Schokolade, die wir ihnen mitgebracht haben, „gerecht“ teilen? Da geht‘s dann schon los mit dem schiefen Blick auf das, was wir Gerechtigkeit nennen: Die Große meint, ihr stände ein größeres Stück Schokolade zu. Auf ihrem Teller läge ja mittags auch immer mehr von dem (manchmal verhassten) Gemüse als auf dem Teller der Kleinen. Warum sollte das jetzt anders sein?
Ja, was ist schon gerecht?
Ist es gerecht, wenn Unternehmen der Hälfte ihrer Mitarbeitenden kündigen, damit der Gewinn wieder stimmt? Dass die Preise für Speiseöl steigen, nur weil weniger vorhanden ist? Oder dass ich plötzlich krank werde?
Ist das gerecht?
Mir scheint, der Blick auf das, was wir Menschen als gerecht empfinden, ist „schief“ oder besser gesagt „einseitig“. Dieser Blick geht nämlich immer nur von dem Standpunkt aus, von dem aus wir schauen.
Bei Gott ist das anders. Gott scheint einen „Rundumblick“ zu haben. Das will mein Herz, meine Seele glauben. Dass nichts seinem barmherzigen Blick entgeht. Manchmal verstehe ich nicht, warum gerade mir etwas vermeintlich Ungerechtes widerfährt oder das Schicksal mich hart angeht. Dann hilft es mir, wenn ich nicht auf meinen Vorstellungen von Gerechtigkeit beharre, sondern meine Sorgen, meinen Ärger und auch meine Angst sinnbildlich in Gottes Hand lege und - wie Daniel - auf seine große Barmherzigkeit vertraue.
Und darauf, dass sich mein Blick öffnet und sich ein neues Sehen einstellt.
Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen und Euch
Ute Fiuza
Ute Fiuza