„Der gewinnt auch dem Schlimmsten noch etwas Gutes ab!“ Ein Kopfschütteln, nicht ohne ein leises Bewundern in den Augen. Ja, manche Leute verbreiten Freude, obwohl sie nichts zu lachen haben.
Den Kommentar für diesen Sonntag „Lätare“ habe ich in meiner App zum Kirchenjahr gelesen. Die Worte haben mich berührt. Ja, es gibt sie, diese Menschen, die bis zum Hals im vermeintlichen Dreck stecken und den Lebensmut nicht verlieren, ja sogar noch positive Energie verbreiten.
Im Krankenhaus, wo ich als Seelsorgerin tätig bin, habe ich im letzten Jahr so jemand kennen gelernt. Der Patient unterzog sich mit über 86 Jahren noch einer schwierigen Beinamputation. „Ich habe es für meine Familie getan“, sagte er mir. „Ich möchte meinen Urenkel noch eine Zeitlang aufwachsen sehen und meine Frau nicht allein lassen.“
Jedes Mal, wenn ich in sein Zimmer kam, strahlte mich dieser Mann an. Hier hatte sich die seelsorgliche Tätigkeit umgekehrt. Nicht ich, sondern er schenkte mir mit seinem sonnigen Wesen Kraft. Und ich trug diese Kraft weiter in die anderen Zimmer zu den anderen Patienten.
Der Mann ließ sein Haus verändern. Rampe und Treppenlift wurden eingebaut und er lernte ein „neues Gehen“ mit einer Beinprothese.
Kurz vor seiner Entlassung schwärmte er von einem Strandbesuch an der Ostsee mit seinem Urenkel. Dort würde er, begleitet von seiner Frau, eine Reha antreten. „Das ist doch fast wie Urlaub“, sagte er mir zum Abschied. Und an einem verlängerten Wochenende kommt die ganze Familie zu Besuch.
Ja, es gibt sie, diese Menschen, die auch in schwersten Schicksalsschlägen die neue Chance, die daraus erwächst, erkennen und (er)leben.
Einen gesegneten Sonntag wünscht IhnenIhre Ute Fiuza