Unmöglich, möchte man sagen. Für diese Welt nicht geeignet, ein solcher Rat. Dem Feind auch noch zu essen zu geben, damit er mich dann besser erschießen kann … Ist nicht Gegenhalten angesagt? Mit gleicher Münze heimzahlen? Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil? Wenn wir in die Welt blicken: Der Angriff auf die Ukraine. - Der Hunger als Waffe. - Die Unterdrückung von Frauen – nicht nur in Afghanistan. - Unliebsame Kritiker einfach wegsperren. - Umerziehungslager. Das alles so stehen lassen? Sich nicht wehren? Dem Angreifer das Feld überlassen? Die Waffenlieferungen helfen doch, sich zu verteidigen. Dem Morden muss doch Einhalt geboten werden. Ist Feindesliebe nicht weltfremd?
Aber auch die andere Frage darf gestellt werden: Hilft die Vergeltung? Und wenn ja, kann darauf langfristig ein gutes Verhältnis aufgebaut werden?
Heute ist der 11. September. Vor 21 Jahren waren die Terroranschläge u.a. auf das World Trade Center in New York. Fast 3000 Tote. Mehr als 6000 Verletzte. Daraufhin Trauer und Wut und der Ruf nach Vergeltung. Er verschaffte sich Gehör. Im Herbst 2001 begann die „Operation Enduring Freedom“ - Andauernde Freiheit … Ein zwanzig Jahre währendes Blutvergießen war die Folge. Und am Ende haben sich doch die Machtverhältnisse in kürzester Zeit wieder umgekehrt.
Waffen sind nicht in der Lage, eine dauerhafte Grundlage für Frieden zu schaffen. Vielmehr gilt es, diesen Satz durchzubuchstabieren: „Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen.“ Diesen Satz also als Rat zu nehmen für den Umgang mit dem Gegner.
Jesus hat es seinem Vater im Himmel anheimgestellt, das letzte Urteil zu sprechen. So konnte er mit seinen Gegnern umgehen, ohne selbst vom Drang der Vergeltung getrieben zu sein. Aber dennoch dem Streitgespräch nicht aus dem Weg zu gehen. Ob wir daraus lernen können, uns nicht die Art des Handelns vom Gegner aufzwingen zu lassen?
Viele Fragen, die ich habe! Ihr Pastor i. R. Wolfgang Schäfer