Gemeindeverbund Radolfshausen

"Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit." (Die Bibel, Daniel 9,18)

Karl ist 56 Jahre alt. Jeden Morgen steht er auf und geht mit beschwerlichem Schritt ins Badezimmer. Die Gicht plagt ihn morgens besonders. Deshalb konnte er seine Arbeit als Briefträger nicht weiter machen. Jetzt ist er Zuhause zusammen mit seiner Frau Helene.

Nachdem er sich im Badezimmer frisch gemacht hat, geht er in die Küche. Dort gibt er seiner Frau einen Kuss auf die Wange. „Bis gleich“ sagt Karl und Helene antwortet: „Ich wünsche Euch heute ein gutes Gespräch!“ Dann geht Karl in das kleine Zimmer neben dem Wohnzimmer. Dort setzt er sich in den großen grauen Ohrensesseln mit Blick in Richtung des kleinen Sees vor dem Haus. Er atmet tief ein und sagt dann: „Ich bin hier und Du vermutlich auch.“ Karl erzählt von seinem gestrigen Tag und den Erlebnissen in der Familie. Nachdem er alles erzählt hatte, was ihm gerade in den Sinn gekommen war, setzt er sich aufrecht in den Sessel. Er schließt die Augen und versucht sich auf seinen Gesprächspartner zu konzentrieren. Einen Moment ihm nahe sein. Seine Worte durch den Körper, durch das Herz bewegen. Während er einatmete, versuchte er sich auf den Namen Jesus zu konzentrieren. Beim Ausatmen auf den Namen Christus. Nach einer Weile sagt er zufrieden: „Amen“. Karl öffnet die Augen und geht zu seiner Frau in die Küche.

Karl betet jeden Morgen das Herzensgebet. Ein Gespräch mit Gott. Ein Moment, der nur Karl und Gott gehört und von dem Karl sagt: „Das ist der Moment am Tag, in dem ich mich ganz in die Barmherzigkeit eines anderen fallen lasse. Ich spreche mit jemanden, der viel größer ist, als ich mir das vorstellen kann. Und er hört zu.“

Wie sprichst Du mit Gott?

Jana Jäger