© Wiebke Vielhauer

Frühstücksgedanken am 3. Advent - von Pastorin Wiebke Vielhauer

Sat, 10 Dec 2022 22:00:00 +0000 von Wiebke Vielhauer

Schiffe üben auf mich von je her eine besondere Faszination aus. Sitzt man am Meer, etwa auf dem Deich an einer Hafeneinfahrt, dann tauchen sie am Horizont wie aus dem Nichts auf. Wie aus unsichtbarer Ferne. Sie durchfahren das Wasser, ohne Spuren zu hinterlassen. Sie nähern sich ganz langsam. Ohne Hast und Eile. Schließlich berühren sie das hiesige Ufer. Im Hafen entladen sie ihre oft exotische Fracht. Sie kommen aus einer Welt, die vom Land aus nicht zu sehen ist. Und sie bringen doch zugleich etwas von dort mit. So sind sie von alters her ein Sinnbild für die Begegnung zweier Welten. Für die Begegnung von Meer und Land, von Himmel und Erde, von Gott und Mensch.
 
Auch in der christlichen Tradition hat das Schiff schillernde Bedeutungen. Es kann für die Kirche stehen, für die Fahrt der Gemeinde durch mal ruhigere, mal stürmischere See. Im Buch der Sprüche Salomos steht das Schiff für ein starke Frau, die „viel edler als die köstlichsten Perlen“ sei (Sprüche Salomos 31,10.14). Im Adventslied „Es kommt ein Schiff geladen“ steht das Schiff für Maria, die das Jesuskind unter ihrem Herzen trägt und in die Welt hineingebiert.
 
Ob Maria selbst sich in dieser Lage als starke Frau erlebt hat? Ich stelle mir die Begegnung mit dem Engel, wie sie das Lukasevangelium in seinem ersten Kapitel erzählt, eher als große Zumutung vor. „Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und ein Sohn des Höchsten genannt werden …“ Jung, unverheiratet, schwanger. Herzlichen Glückwunsch.
 
Und Maria? Sie antwortet schließlich nur: „Siehe, ich bin des Herren Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“ Was Maria stark macht, ist ihr Gottvertrauen. Was Maria stark macht ist die Kraft, die von außen kommt. Von einem anderen fernen Ufer. Aus einer anderen Welt. So kann sie zulassen, dass Gott in ihrer Seele geboren wird. Und schließlich auch in dieser Welt.
 
Solches Gottvertrauen wünsche ich Ihnen, euch und mir. In allen ruhigeren und stürmischeren Lagen des Lebens.
Wiebke Vielhauer
Quelle: Peter Kraayvanger auf pixabay & Wiebke Vielhauer
Unsere Frühstücksgedanken finden Sie auch auf facebook (Kirche Radolfshausen) und instagram (kirche.radolfshausen). Folgen Sie uns gern!
Bestätigen

Bist du sicher?