Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (aus der Bibel: Paulus Brief an die Gemeinde in Rom 12,21)
Als Paulus der noch jungen Gemeinde diese Worte schrieb, ging es den Menschen bestimmt so ähnlich wie uns heute. Sie fragten sich: Wie sollen wir das in die Tat umsetzen?
Die Botschaft scheint ganz klar zu sein: Alles Böse und Übel in der Welt kann und soll man als Christ mit guten Worten, Taten und Liebe überwinden und abwenden.
Christen nennen wir uns, weil wir unserem Herren Jesus Christus nachfolgen. Soweit die Theorie. Das klingt erst einmal logisch. Doch, so frage ich mich und natürlich auch Sie: Wie weit können wir diesen Weg der Nachfolge überhaupt gehen? Sind die Fußstapfen, in die wir treten, nicht zu groß?
Auch wenn wir an unseren Fähigkeiten zweifeln: Wir müssen und sollen versuchen, nachsichtiger zu sein. Wir sollten nicht immer gleich an die ganz großen „Baustellen“ unserer Zeit denken.
Kriege, Konflikte im Nahen Osten, Bürgerkriege – mir fehlt die Fantasie, daran zu glauben, dass gute Worte den Diktatoren dieser Welt Einhalt gebieten können. Aber wir können in unserem engsten Umfeld anfangen: Einmal nicht zurück meckern. Den Nachbarn ruhig seine Brennnesseln wachsen lassen – vielleicht möchte er ja Schmetterlingen Futter bieten? Warum kann ich nicht einmal als erstes die Hand zur Versöhnung reichen und alte Streitereien damit beenden?
Die Nachbarskinder klauen die Äpfel von meinem Baum – na und? Ich werde deshalb nicht verhungern.
Nachsichtig mit meinen Mitmenschen sein. Die Fähigkeiten des anderen nicht an mir selber messen und meine eigenen Ansprüche auf eine realistische Größe zurückschrauben – das alles sind erste Versuche, in die großen Fußstapfen des Mannes aus Nazareth zu treten.
Wenn mir, wenn uns das gut gelingt, dann dürfen wir uns auch Christen nennen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag. Ilona Stieg