Kürzlich war ich mit meinem Vikariatskurs auf Studienreise. Wir verbrachten eine Woche in den Niederlanden.
In Utrecht gibt es jede Menge Kirchen – aber längst nicht mehr genügend Gläubige, um all die Gotteshäuser regelmäßig zu füllen. Aus diesem Grund werden einige der Gebäude nun anderweitig genutzt: vorzugsweise als Museen oder als gastronomische Einrichtungen.
So aßen wir einmal in der ehemaligen Westerkerk, einst eine der Hauptkirchen der Stadt, zu Abend. Seit 2019 wird das Gebäude nämlich als Hotel und Restaurant genutzt: In die linke Hälfte des gewaltigen Kirchenschiffs wurden auf mehreren Etagen Zimmer eingebaut, im Erdgeschoss befindet sich die Küche. Unter und auf den Emporen sind Tische und Stühle platziert. Die Orgel ist nach wie vor in Benutzung, regelmäßig finden Konzerte statt.
Für mich war es eine interessante Erfahrung, in diesem Ambiente eine orientalische Hähnchen-Pfanne und ein kühles Bier zu mir zu nehmen anstatt Brot und Wein. Aber merkwürdig war es allemal. Dabei gibt es auch in Deutschland schon jede Menge umgewidmete Kirchen. Sie werden nun als Kletterhalle, Buchhandlung oder für Wohnraum genutzt. Und dieses Thema wird sich in den kommenden Jahren noch zuspitzen. Der Rückgang der Kirchenmitglieder einerseits und die Vielzahl an Gebäuden andererseits konfrontieren uns mit der Frage, was aus all den Kirchgebäuden werden soll.
Keine Frage: Solch eine Umwidmung ist schmerzhaft, schließlich hat man in der örtlichen Kirche oftmals wichtige Lebensstationen gefeiert. Wenn ein Kirchengebäude aufgegeben werden muss, dann führt das deutlich vor Augen, dass wir als Kirche schrumpfen.
Dennoch habe ich die Hoffnung, dass der unausweichliche Umbruch in unserer Kirche auch Chancen mit sich bringt – wenn nämlich auf alte Fragen neue Antworten gefunden werden müssen:
Was ist Kirche? Ein bloßes Gebäude oder das von Gott inspirierte, lebendige Miteinander von Menschen?
Ein Vers aus dem Hebräerbrief erinnert daran, dass es nicht die irdischen Bauwerke, nicht die Äußerlichkeiten sind, die für uns Christinnen und Christen entscheidend sind:
Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hebräer 13,14)
Jan Oliva